Hendrick ter Brugghen, Der heilige Sebastian, von Irene gepflegt, 1625

Utrecht
Caravaggio
und Europa

17. April
bis 21. Juli
2019
Hendrick ter Brugghen, Der heilige Sebastian, von Irene gepflegt, 1625

Die Ausstellung schließt wegen einer Veranstaltung am 18. und 19. Juni bereits um 18 Uhr, am 25. und 26. Juni um 20 Uhr

Öffnungszeiten
DI–MI
10:00–21:00
DO–SO
10:00–18:00
Alte Pinakothek
Barer Straße 27 – 80333 München
Eintritt
Regulär/Ermäßigt
12€/9€

Welch ein Schock

muss es für die drei jungen Utrechter Maler Hendrick ter Brugghen, Gerard van Honthorst und Dirck van Baburen gewesen sein, als sie in Rom erstmals die atemberaubenden und unkonventionellen Gemälde Caravaggios sahen. Beschrieben als 'wunderliche Dinge' waren dessen Werke von einem neuartigen Realismus, eindrucksvoller Dramatik und mysteriösem Licht gekennzeichnet und stilprägend für viele Künstler aus Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden.
Die gemeinsam mit dem Centraal Museum in Utrecht entwickelte Ausstellung zeigt über 70 der schönsten Werke der bedeutendsten Caravaggisten, darunter Gemälde von Bartolomeo Manfredi, Jusepe de Ribera, Valentin de Boulogne und Caravaggio selbst.

Künstler

Um 1600 war Rom das kulturelle Zentrum der Welt. Die rasant expandierende Metropole zog Künstler und Architekten aus ganz Europa an, unter ihnen auch die Utrechter Maler Hendrick ter Brugghen, Gerard van Honthorst und Dirck van Baburen. Neben der Kunst der Antike studierten sie dort auch die Meisterwerke der Renaissance. Ihr Hauptinteresse aber galt den revolutionären Neuerungen der Malerei ihrer Zeit, darunter insbesondere jene des Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio. Caravaggio galt als leidenschaftlicher Hitzkopf, der in der Malerei mit neuen Bildthemen, einem bis dahin ungekannten Realismus und starken Kontrasten von Hell und Dunkel einen Umbruch bewirkte. Die vielen Künstler, die aus allen Himmelsrichtungen nach Rom strömten, brachten jeweils ihre eigenen kulturellen Hintergründe mit. Sie hatten eine individuelle Ausbildung absolviert und ganz persönliche Ziele und Erwartungen an ihren Aufenthalt in der Fremde. In der Ausstellung sind insgesamt 17 Künstler vertreten, die in Rom ihr Glück und Erfolg suchten und dabei ganz unterschiedliche Wege gingen.

In der Ausstellung: Hendrick ter Brugghen, Gerard van Honthorst, Dirck van Baburen, Caravaggio, Bartolomeo Manfredi, Valentin de Boulogne, Jusepe de Ribera, Simon Vouet, Orazio Gentileschi, Nicolas Régnier, Nicolas Tournier, Gerard Seghers, Orazio Borgianni, Giovanni Serodine, Cecco del Caravaggio, Lo Spadarino, Theodoor Rombouts

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Hendrick ter Brugghen

Hendrick ter Brugghen

1588–1629

Ter Brugghen wurde in Den Haag oder Utrecht als Sohn eines hohen Staatsbediensteten geboren. In Utrecht war er Schüler Abraham Bloemaerts. Die Daten und Etappen seiner Italienreise sind nicht dokumentiert, man vermutet, dass er sich unter anderem in Rom, Neapel und Oberitalien aufhielt. Im Sommer 1614 war er nachweislich in Mailand, zusammen mit zwei Malerkollegen, die sich auf der Heimreise in die Niederlande befanden. Erst aus dem Jahr 1616 datiert ter Brugghens frühestes erhaltenes Gemälde, das in Utrecht entstand. In jenem Jahr ist er auch als Mitglied der Sint-Lucasgilde verzeichnet und heiratete Jacoba Verbeek. Er lebte bis zu seinem Tod in Utrecht, mit Ausnahme der Jahre 1619 bis 1621, in denen eine zweite Italienreise erwogen wird.

Gerard van Honthorst

Gerard van Honthorst

1592–1656

Als Sohn eines Malers wurde Honthorst in Utrecht geboren und in der Werkstatt von Abraham Bloemaert ausgebildet. Das Jahr seiner Ankunft in Rom ist ungewiss, erst eine 1616 datierte Zeichnung nach einem Gemälde Caravaggios belegt seinen dortigen Aufenthalt. Bis zu seiner Abreise 1620 lebte er im Haushalt von Benedetto und Vincenzo Giustiniani. In Rom erhielt Honthorst Aufträge für Altar- und Galeriegemälde bedeutender Kommittenten. Von diesen wurden insbesondere seine Nachtszenen mit künstlicher Lichtquelle im Bild geschätzt, was ihm später den Namen »Gherardo delle Notti« eintrug. Zurück in Utrecht betrieb er eine große Werkstatt mit zahlreichen Schülern, zu denen Joachim von Sandrart zählte. Von April bis Dezember 1628 war er am englischen Hof von König Karl I. tätig und wurde im November desselben Jahres zum Bürger Englands ernannt. In den Folgejahren wuchs sein internationales Renommee in Adelskreisen. 1640 wurde er zum Vorsitzenden der Utrechter Malergilde gewählt. Honthorst starb 1656 in Utrecht.

Dirck van Baburen

Dirck van Baburen

um 1592/93–1624

Um 1592/93 in Wijk bij Duurstede, nahe Utrecht geboren, erhielt Baburen seine erste künstlerische Ausbildung bei Paulus Moreelse in Utrecht. 1611 ist er letztmals in der dortigen Malergilde verzeichnet. Kurz darauf ging er nach Italien, wo ein 1615 von ihm signiertes, in Quellen erwähntes Gemälde in Parma als frühester Nachweis seines Italienaufenthaltes gilt. In Rom wohnte er zeitweise mit seinem Landsmann David de Haen und Nicolas Régnier zusammen. Als wichtigste Auftragsarbeit gelten seine Gemälde für Pietro Cussida in der Pietà-Kapelle in San Pietro in Montorio. Baburen kehrte um 1620/21 nach Utrecht zurück, wo er 1624 starb. Vermehrt entstanden hier in seinen letzten Lebensjahren profane Darstellungen wie beispielsweise Musikanten als Halbfiguren.

Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio

Michelangelo Merisi, gen. Caravaggio

1571–1610

Als Sohn des Fermo Merisi aus Caravaggio in Mailand geboren, verbrachte Michelangelo dort ab 1584 seine Lehrzeit bei Simone Peterzano. Der Zeitpunkt seiner Ankunft in Rom ist nicht bekannt. Mitte der 1590er-Jahre wurde er von seinem Förderer Kardinal Francesco Maria del Monte im Haushalt des Palazzo Madama aufgenommen. Über Del Monte lernte er Vincenzo Giustiniani kennen, einen weiteren wichtigen Mäzen. 1599 erhielt Caravaggio mit der Ausführung der Altarbilder der Contarelli-Kapelle seinen ersten öffentlichen Auftrag; es folgten die Seitenbilder in der Cerasi-Kapelle. Ab 1602/03 wurde er von den wichtigsten römischen Familien, darunter den Mattei, Barberini und Borghese, mit Werken beauftragt. Im Mai 1606 tötete Caravaggio in einem Streit Ranuccio Tomassoni, woraufhin er nach Neapel floh. Ab 1607 war er auf Malta, musste jedoch im darauffolgenden Jahr infolge eines Konflikts von der Insel fliehen und ging nach einjährigem Aufenthalt auf Sizilien nach Neapel. Am 18. Juli 1610 starb Caravaggio während seiner Rückreise nach Rom in Porto Ercole.

Programm-Highlights

Virtual Reality Tour

Besuche die gesamte Ausstellung auch nach ihrem Ende noch im digitalen Raum – inklusive Audioguide und weiteren interaktiven Elementen!

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Museumsshop

Ausstellungsbegleitend ist ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache erhältlich. Die Beiträge beleuchten die Welt der Utrechter Caravaggisten und zeigen auf, wie individuell sich die jungen Maler mit dem Vorbild Caravaggio auseinandersetzen und dabei ihren ganz eigenen Stil entwickelten.

Hirmer Verlag, 34,90 Euro, 304 Seiten, 330 Abbildungen in Farbe, hrsg. von Bernd Ebert und Liesbeth M. Helmus

#PinaCaravaggisti

Gemeinsam wollen wir in den sozialen Medien die Bild- und Gedankenwelten der Caravaggisten entdecken. Hier begleiten wir #PinaCaravaggisti mit aktuellen Infos, Geschichten, Videos und mehr:

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  • Blütenring e.V.
  • Fokus Tanz / Tanz und Schule e.V.
  • Circus Leopoldini München e.V.
  • Kino der Kunst
  • Theatiner Film
  • Italienisches Kulturinstitut München

  • Illustrationen der Künstler: Jörg Schwarzenbach