
Pablo Picasso
Femme assise au fauteuil: Dora Maar, 1941
Leinwand, 99,8 x 80,5 cm
Inv. Nr. 14240
© Succession Picasso/ VG Bild-Kunst, Bonn
DetailsFemme assise au fauteuil: Dora Maar
Während der Jahre der deutschen Okkupation von Paris entwickelt Picasso in einer langen Variationsreihe das Motiv der „Frau im Sessel“, einen Bildtypus, mit dem er vor allem die Zeitsituation expressiv widerspiegelt. Die vorliegende Fassung aus dem Jahr 1941 bietet ein Bild der Angst und des Entsetzens: In einem engen Kastenraum, beschnitten auf Sitzhöhe vom unteren Bildrand, sitzt die Frau sperrig aufgerichtet, spitz und dissonant bewegt, gefangen von den knappen Bildgrenzen, der Raumecke und dem Stuhlgitter. Das Gleichgewicht, das in den zwanziger Jahren bestand, ist aus den Fugen geraten. Die Figur verändert sich abrupt, bricht in den Richtungen, treibt Auswüchse und wird zur deformierten Gestalt. Die Büste zergliedert sich in kantige Facetten; an die geometrisierten Schulterflächen sind Arme angehängt, die an Maschinenteile erinnern. Aus den weich verknoteten Händen steigt eine Farbachse bis in den Kreuzungspunkt zwischen den Augen, die die Figur gewaltsam in die Höhe streckt und die allgemeine Labilität verstärkt. Denn gegen diese Linie verschieben sich Brüste, Gesichtshälften und Federhut, fällt der Schulterbogen und steigt das rechte Auge mit der monströs übersteigerten Nasenform. Augen und offener Mund, grün, rot und frontal, suggerieren psychische Zustände, wie sie in Bildern Edvard Munchs vermittelt werden. Modell für das Bild war Dora Maar, die 1936 die Geliebte Picassos wurde.